Mein Krankenhaustagebuch


Tag 1 (31.10.2011)

Mama und ich sind auf Station 2, Zimmer 6 untergebracht, mit einem herrlichen Ausblick auf den Krankenhauspark. Alles ist wunderschön herbstlich bunt eingefärbt. Nun dürfen wir erstmal in Ruhe "einziehen" und uns ausruhen. Schließlich haben wir knappe 600 Kilometer Autofahrt hinter uns....puuuuuh.

Für heute ist erstmal nichts weiter geplant.

Morgen geht es dann mit den Voruntersuchungen los....

 

 

 


Tag 2, Atemgymnastik und Inhalation

Das wird nun meine tägliche Aufgabe hier! Ich muss mehrmals täglich für ein paar Minuten inhalieren. Und irgendwie find ich das gar nicht lustig.....bäh.

Zur Entschädigung gab es Gummimäuse. Die schmecken besser :o).

Soooo......mein Zugang wurde mittlerweile auch gelegt und das ganz ohne Tränen!!! Jaaaaa, ich bin ganz stolz auf mich (und Papa: Du kannst dir ne Scheibe abschneiden ;)).

Atemgymnastik gab es heute auch schon mal, damit ich weiß was nach der OP auf mich zukommt. Das Durchschnittsalter der "Turngruppe" beträgt ca. 60 Jahre. Somit "rocke" ich hier quasi das Turnhallenparkett :o).

 

 

 


Tag 3, Die OP :(

05:45 Uhr hat man uns geweckt und wir waren doch noch soooo müde.

Nun darf ich mich nochmal frisch machen, mir von Mama die Haare flechten lassen und die OP Kleidung anziehen. So sieht das dann aus:

Schick ist das ja nicht, aber leider notwendig. Gleich kommt die Schwester und gibt mir Tropfen, damit ich schon mal ein wenig müde werde. Jetzt habe ich doch schon ein wenig Angst :(. Mama auch.

 

Ich werde jetzt gaaaaaanz doll müde und fange immer wieder an zu weinen. Ich rufe nach meinem Papa und versuche zu reden, aber das fällt mir so schwer, weil meine Zunge ja auch so müde ist :(. Ein paar Schwestern kommen jetzt zu uns und versuchen mich zu beruhigen. Mama ist mit dieser Situation alleine leider auch ein wenig hilflos.

 

Es ist jetzt 07:40 Uhr und ich bin an der Schleuse zum OP angekommen. Diese Situation ist leider sehr unschön für mich und Mama. Uns beiden fällt der Abschied sehr schwer.

Von hier an geht es für mich alleine weiter und Mama muss leider abwarten.....

 

- Für Eltern ist eine solche Situation fast unerträglich! Minuten dauern Stunden -

 

Kurz nach 11 Uhr erreicht mich (die Mutter) ein Anruf aus dem OP von Dr. W.. Er möchte mir mitteilen, dass alles in bester Ordnung ist und in Anbetracht dessen, dass ich so aufgelöst war, er mich gerne wissen lassen wollte, dass soweit alles ohne Komplikationen verläuft, aber die OP noch ein wenig dauert. Es gäbe aber keinen Grund zur Sorge...............GOTT SEI DANK!!!!!!

 

12:30 Uhr, ich komme zurück aus dem OP und komme jetzt auf die Intensivstation. Mama wartet schon ganz sehnsüchtig auf mich. Aber noch schlafe ich und bekomme davon gar nix mit. Die Ärzte sind super zufrieden mit meinem Zustand. Mein Kreislauf war die ganze Zeit über stabil und es gab keine Komplikationen.

Nun ist er also weg mein Sequester und ich sag: "Tschüß und auf nimmer Wiedersehen du blödes Ding!!!"

Ich schlafe immer noch tief und fest. Sie lassen mich mit Absicht langsamer Aufwachen.

 

Dr. W. hat mir versprochen, dass mein OLF während der OP mit dabei sein darf und er auch ein Beweisfoto macht. Er hat sich dran gehalten, hier ist es:

Danke Dr. W.!!!!!

Mein OLF wurde nachher auch bestens versorgt. Er hatte ja schließlich auch ´nen Lungensequester :o)). Ich rechts und er links.

Jetzt bin ich mittlerweile aufgewacht und ich will natürlich genauestens wissen, was die da mit mir gemacht haben! Um mich herum sind ´ne ganze Menge Geräte und der Schlauch in meiner Nase ist echt blöd. Aber dafür leuchtet mein Ohr, das ist lustig :). Zudem habe ich aktuell 3 Zugänge in meinen Armen.....autsch. Zum Glück habe ich geschlafen, als sie die gelegt haben.

Alle kümmern sich rührend um mich und ich fühl mich hier bestens aufgehoben. Für Mama haben sie ein Bett neben meines gestellt, damit sie heute Nacht auch bei mir schlafen kann.

Mittlerweile kämpfe ich ein wenig mit der Übelkeit und mein Essen will nicht drin bleiben. Dabei habe ich doch sooooo großen Hunger :(((.

Ich habe jetzt ein Zäpfchen bekommen und nun ist es ein wenig besser und ich kann endlich meinen Magen besänftigen.

Gegen die Schmerzen gibt es hier übrigens so ein ganz dolles Knöpfchen, das nennt sich Schmerzpumpe. Die erlaubt es mir alle 15 Minuten zu drücken und mir Schmerzmittel über meinen Zugang zuzuführen, was dann binnen Sekunden wirkt. Ich muss auch ganz schön oft drücken.

So sieht man dann übrigens mit einem Lungenlappen und einer Zyste weniger aus:

In einer von insgesamt drei Schnitten befindet sich eine Drainage, die an eine Pumpe angeschlossen ist, die seht ihr dann auf nem späteren Bild mal. Die Drainage liegt fast bis zu meinem Schlüsselbein hoch. Das ist enorm wichtig, damit sich die Lunge wieder komplett an das Rippenfell anlegt. Hier im KH läuft jeder der operiert ist mit einer solchen Drainage und seinem "Köfferchen" (die Pumpe) herum.

 

 

 


Tag 4: Ich darf wieder auf die normale Station

Die Nacht verlief ruhig und ohne Komplikationen. Gleich wird ein Rötgenbild gemacht und wenn das in Ordnung ist, darf ich wieder auf die normale Station zurück. So sieht dann das mobile röntgen aus:

Das Röntgenbild ist natürlich in Ordnung und ich darf wieder runter von der Intensiv.

Zunächst kommt aber noch Dr. S. vorbei und erklärt mir wie ich richtig atmen und den Schleim abhusten muss. Da sich nach einer solchen OP viel Schleim in der Lunge absetzt ist das Abhusten enorm wichtig. Denn sonst bekommt man eine gefährliche Lungenentzündung. Ich spiel derweile noch ne Runde Nintendo :).

Inzwischen war auch schon die liebe Rita (Physiotherapeutin) da und hat mich das erste mal wieder auf die Beine gestellt. Hat schon prima geklappt *staun*. Wenn nur der doofe Schlauch nicht so weh tun würde. Abe die Schwestern sagen, dass ich gaaaaanz tapfer bin.

Dr. S. war nun da und hat mir beim Abhusten geholfen. Dabei legt er seine Hände um meinen Brustkorb, damit die Lunge beim husten nicht so doll vibriert und weh tut. Macht trotzdem ganz schön aua. Aber ich schaffe das!

Nun ist es Mittagszeit und ich bin wieder auf der normalen Station. Ich durfte mir sogar was wünschen für´s Mittagessen, was dann extra NUR für mich zubereitet wird :p. Ich hab mir Pfannenkuchen mit Apfelmus gewünscht....lecker!

Alles in allem war der Tag heute ein echter Erfolg!

 

 

 


Tag 5: Die Nacht war nicht so toll :(

Heute Nacht bin ich gegen 02:00 Uhr aufgewacht und hatte extrem starke Schmerzen. So sehr, dass ich fast keine Luft mehr bekommen habe und Mama richtig Angst um mich hatte. Ich hatte ja diese tolle Schmerzpumpe nicht mehr und musste erst der Schwester klingeln, damit sie mir was gibt. Puuh, das war vielleicht blöd :(.

Der Tag heute fängt nicht so toll an, wie der gestrige. Das ist aber bei solchen Eingriffen normal, dass es am zweiten Tag erst mal wieder etwas bergab geht. Ich mag nichts essen und seh auch nicht so gut aus.

Ausserdem kommt jetzt immer mehr Schleim aus meiner Lunge. Das ist gut so! Tut aber so unendlich weh und sieht auch gefährlich aus. Ich war heute schon mal ganz lila im Gesicht und hatte blaue Lippen, weil mir so ein Schleimpropfen im Hals stecken geblieben ist. Gott sei Dank kam er dann aber raus.

Die liebe Rita war wieder da und hat mir ein Lillifee Heft mitgebracht, weil ich das so prima mache. Sie hat mit mir Gymnastik gemacht und schon eine Runde auf dem Flur gedreht und das am 2. Tag nach der OP!!!! Die Ärzte sind begeistert von meinem starken Willen.

Weil ich so tapfer bin und so prima mitmache, haben sich Mama und Oma was ganz tolles für mich einfallen lassen. Mama war für ne halbe Stunde weg und als sie wieder kam hat sie mich gebeten aufzustehen und auf den Flur zu sehen.

Und da stand SIE, meine heißgeliebte "Rosalie" (ein weißes Einhorn von "Prinzessin Lillifee"), die ich mir schon soooo lange gewünscht habe. Ich hab fast geweint vor Freude.

Da seht ihr jetzt auch mal mein "Köfferchen" auf dem Bild. Das ist die Pumpe, die dabei hilft, die Lunge wieder an das Rippenfell zu saugen und damit die Wundflüssigkeit abgesaugt wird.


Tag 6: Ich darf nur noch fettarmes Zeug essen...igitt

Die Flüssigkeit die in mein "Köfferchen" läuft ist leider etwas trüb geworden. Das ist ein Hinweis darauf, dass einer meiner Lymphknoten ein wenig Probleme macht. Das kann schon mal passieren. Ist auch nicht weiter schlimm, ausser das ich jetzt die nächsten Tage KEINE Süßigkeiten zu mir nehmen darf und nur fettarmes essen sollte. Naja, da muss ich jetzt durch.

Heute stand der Verbandswechsel an ..... Auuuuuutschi! Aber dafür ist jetzt alles wieder schön frisch :).

Insgesamt war der Tag heute sehr gut. An das inhalieren habe ich mich gewöhnt und mache super mit. Die Schmerzen haben auch nachgelassen und ich bin schon deutlich mobiler als gestern.

 

 

 


Tag 7: Der Sonntag ist stinkelangweilig....

Am Sonntag ist wirklich gar nix los auf Station. Was soll man denn da den ganzen Tag machen? Erstmal wieder ne Runde inhalieren:

"Rosalie" müsste dann mal wieder gekämmt und ausgeritten werden... .

Eine Runde Memory wäre auch nicht schlecht.

Nachdem ich zig Runden "Mensch ärgere dich nicht" gegen Mama verloren habe, ist der Tag relativ unspektakulär verlaufen.

 

 

 


Tag 8: Schlauch raus oder nicht?

Endlich Montag und es ist wieder was los im KH :).

Dr. Meierling und Dr. Kugler haben mich im Frühstücksraum besucht und nachgefragt wie es mir geht. Sie wollen nachher ein Röntgenbild machen und dann entscheiden, ob der Schlauch heute schon raus darf oder nicht. Ich bin soooo gespannt......

Derweile geh ich mit Mama raus in den Park.

So, das Röntgenbild ist fertig.......und......leider zu früh gefreut :(.

Bis morgen muss ich mich noch gedulden.

 

 

 


Tag 9: Aber heute kommt der Schlauch raus :)

Erstmal frühstücken, dann ein wenig "sporteln" un dann gehts wieder zu röntgen.

 

Röntgenbild sieht gut aus. Der Schlauch kommt raus.....jiphieeeee.

Ich habe beschlossen das ich kein Schlafmittel will, sonst verpasse ich ja die ganze Show. Also, Augen zu und durch!

 

Dr. Meierling ist nun da und wird mir den Schlauch ziehen. Ich muss genau das tun was er sagt, damit meine Lunge nicht zusammenfällt. Er hat mir einen Beutel zum aufblasen mitgebracht, da soll ich jetzt mal ganz kräftig reinpusten. Gut, hat geklappt! Das war aber erst die Probe, jetzt wird´s ernst.

Mittlerweile gibt es doch Tränchen und Dr. Meierling sagt: "Mensch Lana, du warst bisher so tapfer, das ich dachte ich bin in einer Minute wieder draussen. Jetzt wird dch mein Kaffee kalt.....:))))))". (das war natürlich nicht ernst gemeint!!!

Also gut, mir bleibt ja nix anderes übrig und ich will doch endlich wieder ohne das Köfferchen rumflitzen.

Mein Pflaster darf ich mir selbst abfummeln und dann übernimmt Dr. Meierling. Erst schneidet er den Faden durch an dem der Schlauch festgenäht ist, dann muss ich gaaaaaaaanz tief Luft holen und so fest ich kann in den Beutel pusten.........schwups, schon isser draussen :))))).

Jetzt noch die Fäden zuziehen.....fertig!

.....und die Moral von der Geschicht`?

"Dem Dr. Meierling sei Kaffee is jetzt kalt :)))))))))))))))" (Aussage von Lana :)))

 

Juhuuuuu, ich bin endlich wieder frei!!!!

Da habe ich mir was einfallen lassen und mit Mama ein "Dankeschön" vorbereitet:

Da ich ja jetzt ohne Schlauch vieeeel mobiler bin, geb ich das jetzt gleich mal persönlich bei den Schwestern ab.

 

 

 


Tag 10: Nix los heute, ausser..... :)

Heute is mal wieder gar nix los hier. Pflaster wurden gewechselt.......schnell mal Bild machen :).

Das haben die doch wirklich prima gemacht, gell!!!

 

Und ein besonderes Highlight gab es heute doch noch. Dr. Meierling hat sein Versprechen eingelöst, hier der Beweis :)))))):

DANKE Dr. Meierling, Sie sind ja doch der Größte :))))))).

 

 

 


Tag 11: Wir fahren wieder nach Hause!!!!!!

Es ist also überstanden!

Ich darf nach Hause und habe diesen doofen Sequester los und kann mich jetzt völlig unbeschwert auf meine Kindheit konzentrieren.

Es folgen jetzt zu Hause noch ein paar Kontrolluntersuchungen, Physiotherapie und noch ein paar schulfreie Tage. Also alles nicht mehr schlimm, im Gegensatz zu dem was vorher war.

Damit schließt sich hier quasi meine "Akte" und die HP soll nun vortan denen dienen, die in einer ähnlichen Situation sind.

 

 

 


Noch ein paar Worte von meinen Eltern:

DANKE! DANKE! DANKE!

 

Es gibt nichts schöneres auf der Welt, als ein gesundes, aufgewecktes und fröhliches Kind zu haben. Wir sind unendlich dankbar und glücklich, dass wir uns für die OP entschieden haben und diese im Krankenhaus Großhansdorf durchführen lassen durften.

 

Ein besonderes Dankeschön an Herrn Dr. Kugler und Dr. Meierling!!! Sie haben ihr Bestes gegeben und das zahlt sich voll und ganz aus. Wir und Lana danken Ihnen von ganzem Herzen.....und ja, es hätte nicht besser laufen können.

 

Ebenfalls ein Dankeschön an die liebe "Rita" (Lana vermisst Dich), die lieben Schwestern von Station 2 (besonders an den Hello Kitty Fan ;).....Du fehlst beim Memory), die fürsorglichen Schwestern von der Intensivstation und an alle anderen, mit denen wir zu tun hatten :).